»Denn es gibt keine Handlung ohne Grund. Und das, was ein Kind spontan tut, entspricht immer seinen tiefen Motivationen. An uns liegt es zu verstehen, was dieses Tun ausdrückt, und mit unserem eigenen Tun darauf zu antworten.«
(Bernard Aucouturier)

Psychomotorische Praxis Aucouturier

Die Psychomotorik als wissenschaftliches Konzept betrachtet den Zusammenhang zwischen psychischen und motorischen Prozessen in der Entwicklung des Menschen. In der frühen Kindheit sind diese Prozesse besonders eng miteinander verknüpft. In der Praxis haben sich aus dieser Erkenntnis heraus eine Vielzahl an psychomotorischen Ansätzen entwickelt, die in ihrer pädagogischen und therapeutischen Ziel- und Umsetzung jedoch unterschiedlich, zum Teil sogar gegensätzlich sind. Die einen sind funktional und orientieren sich an den zu erfüllenden Normen, bezogen auf die Fähigkeiten und das Verhalten des Kindes, die anderen sind tiefenpsychologisch orientiert und möchten über Bewegung und Spiel den Emotionen und unbewussten Repräsentationen des Kindes näher kommen, die seine Entwicklung nachhaltig prägen und beeinflussen.

Die Psychomotorische Praxis Aucouturier vertritt diese zweite Richtung. Sie sieht die Bewegung des Kindes als Ausdruck seines inneren Bewegt-seins, als Ausdruck seiner affektiv-emotionalen Geschichte. Sie gründet in einem Menschenbild, das das Kind mit seiner Eigenart und unwiederholbaren Lebensgeschichte annimmt. Nicht die Psychomotorikerin plant die Stunde, sondern das Kind hat Raum und Zeit, die Stunde mit den Inhalten zu füllen, die für es selbst von Bedeutung sind. Nicht motorische oder kognitive Förderung stehen im Vordergrund, sondern die Ausdrucksfähigkeit des Kindes auf den unterschiedlichsten Ebenen (ganzkörperlich-emotional, graphisch, plastisch, sprachlich). Von der PsychomotorikerIn erfordert dieses Vorgehen die Bereitschaft, offen für die Bedürfnisse des Kindes zu sein und Vertrauen in seine Möglichkeiten zu haben.